Ein Gespräch mit Henrike Lehnguth, Stephanie Schwarz und Sabine Beta

Wir möchten die wertvolle Arbeit für Frauen und Gleichstellung an der UdK Berlin und am Berlin Career College vorstellen. Was genau beinhaltet sie und wie sieht die Zusammenarbeit aus? Neu im Amt ist Sabine Beta als stellvertretende nebenberufliche Frauenbeauftragte am Berlin Career College. Henrike Lehnguth ist seit Mai 2021 hauptberufliche Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte an der UdK Berlin. Stephanie Schwarz ist bereits seit 2019 als nebenberufliche Frauenbeauftragte am Berlin Career College tätig.

Vielen Dank, dass Ihr Euch die Zeit nehmt! Bitte stellt Euch kurz vor und skizziert Eure Ämter.

Henrike Lehnguth: Ich bin jetzt seit fast einem Jahr hauptberufliche Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte an der UdK Berlin und war auch vorher schon im Büro der Frauenbeauftragten tätig, habe zum einen das Mentoring-Programm für hochqualifizierte Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen betreut, aber auch projektbezogen zum Thema „Nähe und Distanz“ gearbeitet. Meine Motivation, mich für Gleichstellung einzusetzen, wächst kontinuierlich. Je mehr ich Einblick in das Hochschulsystem bekomme, desto mehr zeigt sich, dass bisher leider noch nicht genug umgesetzt wurde und dringend noch mehr in diese Richtung geschehen muss. Wenn es beispielsweise um Professuren geht, sind Deutschland-weit bisher nur 25% aller Stellen von Frauen besetzt. Das allein zeigt, wie stark dieses Thema noch weiterbearbeitet werden muss.

Stephanie Schwarz: Neben meiner inzwischen dreijährigen Arbeit als nebenberufliche Frauenbeauftrage am Zentralinstitut für Weiterbildung (ZIW) / Berlin Career College bin ich seit Ende 2020 zugleich auch stellvertretende Frauenbeauftragte der UdK Berlin – gemeinsam mit Kerstin Iskra von der Fakultät Darstellende Kunst. Damit vertreten wir Henrike Lehnguth seit Beginn ihrer Amtszeit.

Sabine Beta: Ich bin seit Herbst 2021 stellvertretende nebenberufliche Frauenbeauftragte am ZIW / Berlin Career College und vertrete in dieser Funktion Melanie Waldheim während ihrer Elternzeit.

Welche aktuellen Themen und Bedürfnisse bearbeitet ihr als Frauenbeauftragte am Berlin Career College, aber auch an der gesamten UdK Berlin derzeit? Wie genau sieht Eure Zusammenarbeit aus und gibt es thematische Überschneidungen?

Stephanie Schwarz: Das, was Sabine und ich hier am Berlin Career College anbieten, ist in erster Linie ein Beratungsangebot für die weiblichen Studierenden und Kolleginnen. Wir versuchen, für sie ansprechbar zu sein bei Fragen zu den Themen Gleichstellung oder Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Übergeordnete Themen, wie beispielsweise die besonderen Erfordernisse von weiblichen Beschäftigten und Studierenden während der Pandemie spielen wir auch regelmäßig zurück auf die Ebene der Geschäftsführung des Berlin Career College – mit der es einen regelmäßigen Austausch gibt. Mit Henrike als hauptberufliche Frauenbeauftragte besprechen wir uns ebenfalls in regelmäßigen monatlichen Abständen über die Beiratssitzung. Dort treffen sich alle nebenberuflichen Frauenbeauftragten der gesamten UdK Berlin mit ihr gemeinsam, sodass ein stabiles Netzwerk mit einem perfekten Austausch auf strategischer Ebene besteht. Und sobald es akute Einzelfälle zu behandeln gibt, bei denen die Expertise der hauptberuflichen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten notwendig wird, steht Henrike Lehnguth uns jederzeit zur Verfügung. Denn einzelne Anfragen kommen oft erstmal in den einzelnen Instituten an, müssten aber eigentlich auf höherer Ebene gelöst werden – und so schaltet sich dann Henrike auf der Leitungsebene ein. Diese Schnittstelle funktioniert wunderbar! Das betrifft auch Stellenbesetzungsverfahren, die wir hier am Berlin Career College begleiten, bei denen aber auch Rückschlüsse gezogen werden können und Fragen auftauchen: Was sollte transparenter verlaufen? Wie müssten Leitfäden optimal aufgebaut sein, damit die Arbeit der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten sinnvoll erfüllt werden kann? Auch hier gibt es dann Austausch mit der Leitungsebene.

Henrike Lehnguth: Genau, ich beschreibe mein Amt als eine Art Verknüpfungsstelle. Der ausgiebige Austausch in verschiedene Bereiche und auch in das Präsidium hinein gewährleistet einen sehr guten Informationsfluss. Ein großer Teil meiner Aufgabe ist aber auch „Policy-Arbeit“ – wie z.B. durch die Novellierung des Berliner Hochschulgesetzes. Es wurde kürzlich reformiert und damit sind ganz neue Bedingungen geschaffen worden. Zum Bespiel gibt es dort die Regelung, dass PostDocs verstetigt werden sollen. Gleichzeitig gibt es aber das Berliner Chancengleichheitsprogramm, das Frauen fördert und diese auch während dieser PostDoc-Phase gefördert hat – allerdings nur für einen bestimmten Zeitraum. Somit haben die beiden Programme sich zunächst ein bisschen „gebissen“ – diese gilt es dann zusammenzuführen und zu regeln, nicht nur für die UdK Berlin, sondern auch landesweit. Hier einen Verknüpfungspunkt mit den anderen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten der anderen Berliner Hochschulen herzustellen ist ebenfalls meine Aufgabe. Auch die Diversitäts-Policy wird momentan erarbeitet und soll demnächst den Dekanaten, anschließend im Akademischen Senat vorgestellt werden. Das ist immer ein längerer Prozess, in den ich mit eingebunden bin. Ein weiterer Punkt, der sich mit den einzelnen Instituten der UdK Berlin überschneidet, ist auch von meiner Seite die Beratungstätigkeit. Es gibt immer die Möglichkeit, mich anzusprechen, vor allem auch zum Thema sexualisierte Diskriminierung. Leider gibt es da immer unterschiedliche Fälle, bei denen Menschen – Frauen im Besonderen – Beratung suchen. Wichtig ist auch die Aufgabe, das Thema „Sichtbarkeit“ nicht aus den Augen zu verlieren: in Form von Veranstaltungen oder der Aufbereitung von Materialien, um das Thema Gleichstellung auch stärker in das Bewusstsein der UdK Berlin zu bringen.

Wie viele nebenberufliche Frauenbeauftragte gibt es eigentlich an der UdK Berlin? Wie sieht die Vernetzung aus? Und ist das „nebenberufliche“ Amt machbar und zu schaffen?

Stephanie Schwarz: Grundsätzlich ist es für das Amt der nebenberuflichen Frauenbeauftragten seit 2021 möglich, die Mehrarbeit, die man erbringt, auch stundenmäßig abzurechnen. Zuvor wurde  es im Rahmen der eigenen Tätigkeit erbracht, was sehr belastend war – denn es sind in der Tat sehr viele Termine, bei denen man im Einsatz ist und die zeitlichen Erfordernisse sind sehr hoch.

Sabine Beta: Besonders die Teilnahme an Bewerbungsverfahren ist zeitaufwendig, gleichzeitig aber eine sehr wichtige Arbeit im Bereich der Frauenförderung. Die Vernetzung innerhalb der Frauenbeauftragten läuft sehr professionell und ist sowohl über regelmäßige Treffen als auch über Workshop- und Vernetzungsangebote zu aktuellen Themen intensiv und stärkend.

Henrike Lehnguth: Es gibt für jede Fakultät und das Zentralinstitut für Weiterbildung jeweils eine nebenberufliche Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte und ihre Stellvertreterin. Auch gibt es Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte für die Zentrale Universitätsverwaltung, die Universitätsbibliothek und für das Jazz-Institut – perspektivisch hoffentlich auch für das HZT – Hochschulübergreifende Zentrum Tanz. Die zeitlichen Anforderungen an die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten sind für jede Fakultät unterschiedlich. Die Fakultät Musik hat beispielweise sehr viele Professuren, bei denen es dann wieder größere Aufwände bei den Einstellungs- oder Berufungsverfahren gibt, die begleitet werden müssen –so erfordert das sehr viel mehr Arbeit als an manch anderer Stelle. Wenn man dann zusätzlich Impulse setzen möchte oder Strategien entwickeln, bedarf es schon sehr viel Engagement.  Die Vernetzung funktioniert wunderbar, u.a. über die bereits erwähnten Beiratssitzungen.

Welche positiven Veränderungen konntet ihr als Frauenbeauftragte bisher begleiten? Welche neuen Impulse konntet Ihr einbringen? – Und andersherum gefragt: In welchen Bereichen der Hochschule seht ihr Nachholbedarf in Sachen Gleichstellung?

Henrike Lehnguth: Aus meiner Sicht gibt es immer wieder positive Aspekte – zum Beispiel dass man einzelne Personen in der Beratung unterstützen kann und die positive Rückmeldung bekommt, dass diese Beratung sehr hilfreich war. Positiv ist auch, dass die Diversity-Policy kurz vor dem Abschluss steht. Gleichzeitig gibt es immer wieder neue Aufgaben, sodass man es ein bisschen wie ein Rad beschreiben kann, dass sich immer weiterdreht. Ein sehr aktuelles Thema wäre jetzt „Geflüchtete Studierende aus der Ukraine“, bei dem ja vor allem sehr viele Frauen betroffen sind. So kommen auch immer wieder neue politische Bedingungen und neue Problemlagen hinzu, mit denen es sich auseinanderzusetzen gilt. Bei Corona waren es die Home-Office-Bedingungen, womit in manchen Fällen zu starke Nähe oder sogar Gewalterfahrungen verbunden sein können.

Sabine Beta: Dazu möchte ich ergänzen, dass es doch ein Erfolg ist, dass die Arbeit der hauptberuflichen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten UdK-weit und auch unsere Arbeit hier am Berlin Career College immer sichtbarer wird. Wenn wir sehen, dass die Einbindung unserer Arbeit sinnvoll gewesen ist, dass Beratungsangebote gut angenommen werden oder neue Perspektiven in Bewerbungsverfahren gewonnen werden konnten, dann sind das alles positive Ergebnisse unseres Engagements. Hier am Berlin Career College sind es aber vor allem auch Themen wie Geschlechtergerechte Sprache und deren Sensibilisierung, die uns sehr beschäftigt haben innerhalb des letzten Jahres. Und je mehr wir uns dazu mit den Kolleg*innen ausgetauscht haben, desto größer ist das Verständnis für dieses Thema geworden. Wir haben zum Beispiel zur Geschlechtergerechten Sprache und den Umgang damit einen Workshop angeboten, auch zu Themen wie Empowerment u.a. Auf diese Weise können wir uns hier am Berlin Career College sehr gut austauschen und zu den unterschiedlichen Themen lernen und arbeiten. 

Henrike Lehnguth: Wichtig ist, dass wir alle gemeinsam „dran bleiben“ und gut sichtbar sind, denn unsere Arbeit hat eine große Bedeutung!

Stephanie Schwarz: Und es gibt immer wieder neue Dinge zu beachten. Sobald die Diversity-Policy für die UdK Berlin durchgesetzt wird, was bedeutet das dann für uns am Berlin Career College? Wie arbeiten wir momentan und was muss dann anders gestaltet werden? Ich freue mich auf diesen spannenden Impuls in den nächsten Jahren. Und dabei wird der neue Diversitätsbeauftrage der UdK Berlin, Dr. Mutlu Ergün-Hamaz, eine wichtige Rolle spielen und ich hoffe, dass auch mit ihm ein intensiver Austausch stattfinden kann.

Henrike Lehnguth: Ja, darauf freue ich mich auch. Es gibt ja unterschiedliche Diskriminierungsformen – aber immer ist zu beachten: das Amt Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte bleibt wichtig, Geschlechtergerechtigkeit ist keine Nebensache, die unter „ferner liefen“ abgebucht werden darf. Und in dieser Hinsicht ergänzt sich die Arbeit des Diversitätsbeauftragten Dr. Mutlu Ergün-Hamaz wunderbar mit meiner. Wir arbeiten gut zusammen, unsere Büros liegen direkt nebeneinander und es gibt einen direkten Austausch. Er hat im Februar erst seine Arbeit aufgenommen. Ich freue mich sehr auf die künftige Arbeit mit ihm!

Vielen Dank für das Gespräch!

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