Jedes Jahr von Juni bis Oktober findet die Berlin Summer University of the Arts am Berlin Career College der Universität der Künste Berlin statt. Kurse in allen künstlerischen Disziplinen laden Kunstschaffende aus aller Welt ein, ihre künstlerische Praxis weiterzuentwickeln, Kontakte zu anderen Künstler*innen zu knüpfen und gemeinsam kreativ zu werden. Mit dem diesjährigen Thema Territories and Interfaces stand die Stadt Berlin im Mittelpunkt künstlerischer Erkundungen. Wir haben einige Kurse der Summer University begleitet und konnten miterleben, wie die Stadt zur Inspirationsquelle und zugleich zur Bühne wurde, wie Nischen und Schnittstellen erfasst und neue Räume für künstlerischen und gesellschaftlichen Austausch geschaffen wurden.
Der Auftaktkurs der Summer University hätte passender nicht sein können: der Kurs Aesthetic Transformation Processes: Inspiration across Disciplinary Boundaries unter der Leitung von Margit Schild und Elvira Hufschmid setzte die Kernthemen der SUA in die Praxis um. Angestoßen von Exkursionen im Berliner Stadtraum entwickelten die Künstlerinnen eigene Werke, ließen sich gegenseitig inspirieren und dabei disziplinäre Grenzen verschmelzen. Am Ende des zweiwöchigen Kurses stellte die Gruppe ihre Arbeiten in einer gemeinsamen Abschlussausstellung in der Galerie Mengerzeile aus.
© Ella Pienkoß
© Ella Pienkoß
Auch der Kurs Radiant Signs von Charlotte Hornung und Jo Rüßmann verband Stadt und Kunst. Hier lag der Fokus auf der visuellen Kommunikation durch Schilder, Signale und Piktogramme im Stadtraum. Inspiriert hiervon entwarfen die Teilnehmenden eigene Grafiken, die mittels Siebdruck umgesetzt wurden.
Der Druckprozess war simpel: Die Motive wurden zu Papierschablonen zurechtgeschnitten und mit einer Auswahl von maximal vier Farben gedruckt. Umso beeindruckender und vielfältiger waren die Ergebnisse – seht selbst:
Mit einem stärkeren Theoriebezug untersuchte der Kurs Visualising Territorial Digitalisation through Film von Mirjana Mitrović und Jan-Holger Hennies die Stadt. Das Kursprogramm begann mit einer Einleitung in Walter Benjamins Konzept des Flâneurs, das die Teilnehmenden durch verschiedene Übungen aus einer postkolonialen und feministischen Perspektive aufarbeiteten. Ausgestattet mit dieser konzeptionellen Grundlage ging es im praktischen Teil zum Filmen nach Friedrichshain, genauer gesagt in die Umgebung um die Warschauer Straße. Hier treffen zwei Welten aufeinander: Orte der Geschichte und Subkultur werden hier zunehmend von Digitalisierung und Kommerzialisierung durchzogen. Gegenüber der East Side Gallery prangt die Uber Arena, und um die Ecke vom Technoclub Berghain ragt nun der Amazon Tower in die Höhe. Auf der Suche nach ebendiesen Gegensätzen gestalteten die Teilnehmenden ihre eigenen Kurzfilmprojekte, die einen kritischen Blick auf die Stadt im Wandel zeigten.
© Ella Pienkoß
© Ella Pienkoß
Dass Berlin nicht nur Raum für visuelle Erkundungen bietet, bewies der Kurs (Counter-)mapping through the Ear. Listening Walks, Soundwalks and Audio Walks. Direkt am ersten Kurstag begaben wir uns auf einen Sound Walk, um das Musikgebäude der UdK klanglich zu kartieren. Geleitet von Dozent Samuel Perea-Díaz liefen wir einmal um und durch das Gebäude und hielten hier und da inne, um uns ganz auf die Geräuschkulisse unserer Umgebung zu konzentrieren. Diese fast meditative Übung zeigte, wie bereichernd ein Perspektivenwechsel für die künstlerische Arbeit sein kann und diente so als perfekter Einstieg für eine spannende Woche.
Diese und viele weitere Kurse bildeten die Berlin Summer University of the Arts 2024 – vier inspirierende Monate voller künstlerischem und kulturellem Austausch, voller Experimente und neuer Entdeckungen. Wir freuen uns schon jetzt auf die nächste Ausgabe!
Das Programm der kommenden Summer University ist bereits in Planung und wird im Dezember veröffentlicht – weitere Information zur SUA sind auf der Webseite zu finden.